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Gedenkgottesdienst an Beschuss Wemdings

Am Freitag, 24. April 2015, erinnerten die Wemdinger bei einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Emmeram, an den Beschuss im zweiten Weltkrieg. Neben den Bürgermeistern nahmen auch mehrere Stadträte, Vereinsabordnungen mit ihren Fahnen und zahlreiche Bürger teil.

Nach dem Eingangslied erinnerte 3. Bürgermeister Gottfried Hänsel an die traurigen Kriegsereignisse vor 70 Jahren und zitierte den Chronisten Pfarrer Josef Seitz:

Der feindliche Beschuss durch die amerikanischen Streitkräfte mit Brand- und Sprenggeschossen begann am 23. April 1945 gegen 17 Uhr und dauerte 12 Stunden. Eine SS-Manschaft hatte die Stadt trotz mehrfacher Aufforderung nicht freigegeben. Wemding brannte an mehreren Stellen. Die Bevölkerung hat die Nacht in Kellern und Wäldern zugebracht. Nach dem Beschuss drohte die Bombardierung durch feindliche Flieger, da die Stadt noch immer nicht freigegeben wurde. Eine beherzte Person wagte es unter Einsatz des eigenen Lebens und zur Erleichterung aller, auf dem Kirchturm eine weiße Fahne zu hissen.

Mehrere Tage war Wemding von den amerikanischen Streitkräften besetzt. Durch den Beschuss waren sieben Häuser gänzlich zerstört, 19 schwer und 74 mittel und leicht beschädigt. Neun Todesopfer, deren Namen verlesen wurden, und viele Verletzte waren zu beklagen. Weitere zwei Bürger verstarben durch Unfälle mit Militärfahrzeugen.

Bei dem Gedenkgottesdienst wurde auch allen Gefallenen und Vermissten der Stadt gedacht. Zwischen Liedern und Gebeten wurde dies durch eine Schweigeminute zum Ausdruck gebracht.

Stadtpfarrer Wolfgang Gebert zitierte zu Beginn seiner Predigt die Präambel der Bayerischen Verfassung. „Angesichts des Trümmerfeldes, zu dem eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott, ohne Gewissen und ohne Achtung vor der Würde des Menschen die Überlebenden des zweiten Weltkrieges geführt hat, in dem festen Entschlusse, den kommenden deutschen Geschlechtern die Segnungen des Friedens, der Menschlichkeit und des Rechtes dauernd zu sichern, gibt sich das Bayerische Volk, eingedenk seiner mehr als tausendjährigen Geschichte, nachstehende demokratische Verfassung.“ Dann betonte er, dass nicht nur Städte in Trümmern lagen, sondern auch Familien, die durch Tod, Vertreibung und die schrecklichen Erlebnisse zu seelischen Fracks wurden.

Von der Verfassung ausgehend appellierte er an die Anwesenden:

„Wo die Achtung vor Gott fehlt, fehlt oft auch die Achtung vor der Würde des Menschen. Wo das Gewissen sich nicht mehr an den Geboten Gottes orientiert, wird der andere, vor allem der Schwache, Hilf- und Wehrlose in seinen Rechten nicht mehr respektiert und der Willkür ausgesetzt. Wo Gott fehlt, entsteht eine Lücke und diese Lücke wird aufgefüllt mit Ideologien, eigenen Vorstellungen von Recht und Gesetz.“

Abschließend verdeutlichte er, dass durch das Licht der Osterkerze und die Auferstehung Licht und Friede in die Welt gekommen ist. So hat der Auferstandene seinen Jüngern zugerufen „Der Friede sei mit Euch – meinen Frieden hinterlasse ich Euch“.

Vor dem Altar standen neun weiße Rosen symbolisch für die neun Verstorbenen, sieben Kerzen für die sieben Jahrzehnte des Friedens seither und die Osterkerze.

Bei den großen Fürbitten für die vielfältigen Sorgen und Nöte sowie dem Frieden in der Welt , vorgetragen von Peter Segieth und Ernst Schwarzkopf, zündeten Pfarrer Horst Kohler und Wolfgang Gebert abwechselnd die „Friedens-Kerzen“ an. Gemeinsam spendeten sie dann den Segen.